Das Gründungsjahr 1901 steht in vieler Hinsicht für den Anfang und das Ende verschiedener Epochen. Am 22. Januar 1901 starb Queen Victoria von England nach 63-jähriger Regentschaft und beendete damit die „Viktorianische Zeit“. In Deutschland trat das Urhebergesetz in Kraft und sicherte fortan bis heute das Recht an der geistigen Schöpfung.
Giuseppe Verdi starb 88-jährig in Mailand und der Michael Schumacher der 30er Jahre Rudolf Caracciolawurde geboren.
Die deutsche Rechtschreibungwurde auch damals eifrig reformiert, es entfiel das „th“ und in vielen Fällen das „C“ für das „K“, und in Paris eröffnete die Galerie Vollard die erste Ausstellung für einen jungen 20-jährigen Spanier namens Picasso.
In Stockholm wurden die ersten Nobelpreise verliehen, u. a. an die Deutschen Conrad Röntgen und Emil Adolph von Behring, während in den USA nach dem Attentat auf den 25.US-PräsidentenMcKinley der ehemalige Polizeipräsident von New York, Theodore (Teddy) Roosevelt zum 26. US-Präsidenten gewählt wurde.
Das Gründungsjahr der heutigen Niedersächsischen Wach- und Schliessgesellschaft Eggeling & Schorling KG, damals als Hannoversches Wach- und Schliessinstitut Jacob & Co., fällt aber auch mit dem Ende einer anderen Epoche zusammen, nämlich dem Ende des kommunalen Nachtwächtertums in Deutschland.
Ein günstiger Umstand, den Firmengründer Jacob frühzeitig erkannte und zu nutzen wusste. Entstand doch durch den Wegfall der Nachtwachen eine Sicherheitslücke, die adäquat weder durch den Staat noch durch Kommunalbehörden geschlossen wurde. Zwar übernahmen deren Aufgaben im wesentlichen die Feuer- oder Schutzpolizei. Jedoch konnten sich diese nicht so flexibel wie ein wirtschaftlich geführtes Unternehmen auf das sich ändernde Schutzbedürfnis der Bevölkerung einstellen.
Die Idee für ein privates Sicherheitsunternehmen GRÜNDERJAHRE 1901 – 1926 brachte Lachmann N. Jacob jedoch von einer Amerikareise mit, die ihn unter anderem zu den bereits seit ein paar Jahrzehnten bestehenden Sicherheitsfirmen Brink's und Pinkerton in New York führte.
Zusammen mit seinem Partner Fritz Salomon aus Berlin wurde schließlich am 15. Juli 1901 das erste Bewachungsunternehmen im deutschen Kaiserreich und Europa gegründet. Dies bedeutete zugleich die Geburtsstunde der Bewachung als Gewerbe.
Das erste Büro des Hannoverschen Wach- und Schliessinstitutes Jacob & Co. wurde in der 1. Etage des Hauses Grupenstraße 25, heute verlängerte Karmarschstraße, untergebracht und innerhalb von zehn Tagen ein erstes Revier eingerichtet. Nach wenigen Tagen folgte bereits das zweite und im Oktober des gleichen Jahres konnten bereits die Reviere elf und zwölf eröffnet werden.
Die Idee der privaten Bewachung bekam schnell Nachahmer. So wurden in den Folgejahren in zahlreichen Städten weitere Unternehmungen gegründet.
Die Unternehmensidee war einfach, der Bedarf war groß und stieg stetig zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dort wo der Wirkungskreis der Polizei normalerweise endet, an der Haustür des Bürgers, beginnt die Arbeit des Bewachungsgewerbes mit seinen Dienstleistungen. Privater Schutz und Sicherung von Leben und Eigentum unter Berücksichtigung der speziellen Wünsche der Auftraggeber stand schon damals für eine leistungs- und serviceorientierte Dienstleistung.
Zum damaligen Dienstleistungsangebot gehörten insbesondere Revierdienste und -kontrollen (Patrouillendienst), die Separatbewachung, sowie ab 1902 auch speziell der Werkschutz.
1906, im Jahr des schweren Erdbebens in San Francisco, siedelte das Unternehmen in die Goethestraße über, um dem schnell wachsenden Kundenkreis gerecht zu werden.
Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen 1926 bezog man die Räume, in denen sich auch heute noch das Unternehmen befindet, in der Hausmannstraße 7 im Zentrum von Hannover.
Die Firma wandelte sich bis 1910 in eine GmbH um. Direktor und Geschäftsführer der Hannoverschen Wach- und Schliessinstitut GmbH war Herr Salomon Mannheimer. Hierbei handelte es sich um den Vater der Herren Alfred und Dr. Max Mannheimer.
Mit dem Ausbruch des 1.Weltkrieges kamen auch auf das Bewachungsgewerbe schwere Zeiten zu. Auf der einen Seite stand im Verlauf der Kriegsjahre nicht mehr genügend geeignetes Personal zur Verfügung, auf der anderen Seite erhöhte sich der Auftragsbestand gerade von Seiten des Militärs im Bereich des Objektschutzes. Die Lösung bestand in der Verpflichtung von Frauen als Wachpersonal. Dabei handelte es sich häufig um die Ehefrauen der Wachmänner, die einberufen worden waren.
Trotz erheblicher Bedenken standen diese Frauen ihren „Mann“ in dieser bisherigen Männerdomäne und konnten schon in kürzester Zeit Erfolge beim Schutz des Eigentums der Auftraggeber vermelden. Drei Jahre nach Ende des 1.Weltkrieges 1921 hatte sich das Bewachungsgewerbe dann endgültig vom Personalmangel der Kriegsjahre erholt und war damit allerdings auch wieder eine Männerdomäne,was die Besetzung des Wachpersonals anging.
Die Anforderungen innerhalb der ersten 25 Jahre an das Bewachungsgewerbe hatten sich grundlegend gewandelt. Zwar bestand die Hauptaufgabe nach wie vor in der Verhütung von Einbrüchen und damit Schädigung von Eigentum sowie der Meldung von – und dem präventiven Schutz vor – Feuer.
Jedoch hatte sich in den letzten 25 Jahren auch das Bild des Verbrechers gewandelt, der technische Fortschritt machte auch hier nicht halt und stellte schon zur damaligen Zeit das Bewachungsgewerbe vor neue Herausforderungen.
Wie sinnvoll und bedeutend dieses Gewerbe für den privaten, wie auch öffentlichen Schutz, ist und war, belegen eindrucksvoll Zahlen, die sich nur auf das Kalenderjahr 1925 beziehen:
- 2.271 offene Wasserhähne wurden geschlossen
- 691 offene Gashähne geschlossen
- 9.858 offene Schlösser, Gitter und Auslagekästen geschlossen
- 71.865 brennende Gas- und Glühlampen gelöscht
- 1.031 Wasserrohrbrüche gemeldet
- 314 mal erste Hilfe bei Verunglückten geleistet
- 2.131 Einbrecher wurden beim Versuch verscheucht
- 502 Einbrecher wurden festgenommen
- 301 mal wurde Feuer gemeldet
- 668 mal wurde das Feuer sogleich vom Wachmann gelöscht
- 1.664 Geldschränke wurden offen vorgefunden